Flörsheim. Echte Entdeckungen sind nicht immer ganz so offensichtlich, sie wollen ja entdeckt werden. Im Wickerbachtal ist seit Anfang August wieder die Weinlounge von Kathrin Allendorff zu entdecken, die bis zum 30. September in die zweite Saison des Jahres geht.
Schon die erste Phase, von Mitte Mai bis Mitte Juli, hat die gelernte Restaurantfachfrau darin bestärkt, dass es die richtige Entscheidung war, sich gegen Bedenken durchzusetzen. Sohn Philipp, gelernter Winzer und gerade auf dem Weg zum Meistertitel, war zunächst skeptisch, ob sich seine Mutter mit der Idee der Weinlounge nicht auf den Holzweg begibt.
Weinlounge sorgt für Sichtbarkeit
Mittlerweile ist er von dem Konzept überzeugt, denn der idyllisch gelegene Freiluftausschank hat dem Weingut genau das gebracht, was es bisher ein wenig vermisst hatte: Sichtbarkeit und Öffentlichkeit.
Als Eventlocation für größere Festivitäten und mit ihren regelmäßigen Hoffesten, das nächste vom 3. bis zum 5. Oktober, hat sich die Weidenmühle zwar schon etabliert, Weinfreunde hatten das etwas versteckt gelegene Gut aber nicht immer auf dem Schirm.
Zur Weidenmühle führt ein betonierter Feldweg am Fuße des Wickerer Berges Richtung Hochheim, gegenüber des Steinmühlenweges. Am Ende des Weges links abbiegen und das Ziel ist erreicht.
Das wollte Kathrin Allendorff mit ihrer Weinlounge ändern und es ist ihr gelungen. „Das ist sehr gut angekommen“, berichtet sie im Gespräch mit der Redaktion. Die rund 60 Freiluft-Plätze würden zielstrebig angesteuert und die Möglichkeit zum Kontakt mit den Weinen habe sich auch schon im Verkauf niedergeschlagen.
„Das ist schon zu spüren“, sagt Philipp Allendorff, der seine Ausbildung bei dem renommierten Hochheimer Weingut Künstler absolviert hat und sich mittlerweile sorgt, ob sein Wein auch ausreicht, bis der neue Jahrgang abgefüllt ist. Seine ersten Sporen hat sich der 26-Jährige auch schon verdient. Sein Rosé hat bei einem rheingauweiten Vergleich des Eltviller Weinbauamtes den zweiten Platz erreicht, berichtet der Jungwinzer stolz.
Drei Hektar, verteilt auf 25 Einzellagen
Drei Hektar bewirtschaftet er in Flörsheim, Wicker und Massenheim, allerdings verteilt auf 25 Einzellagen. Das bedeutet zwar viel Fahrzeit zwischen den einzelnen Schlägen, bietet aber bei der Vinifikation auch besondere Möglichkeiten. Aus vielen kleinen Tanks, gefüllt mit dem Wein aus den einzelnen Schlägen, kann Philipp Allendorff genau den Wein komponieren, den er sich vorstellt.
Sieben-Tage-Woche ergibt Sinn
In ihre Weinlounge hat Kathrin Allendorff nicht nur viele Ideen, wie eine aparte Gestaltung der Verkaufshütte, eine abwechslungsreiche kleine Speisekarte oder einen Barfußpfad für Kinder gesteckt, sondern auch eine Menge Arbeit. Während der Saison hat sie an sieben Tagen in der Woche geöffnet, werktags ab 15 Uhr, samstags ab 13 Uhr und sonn- und feiertags ab 12 Uhr.
Die Sieben-Tage-Woche, die sie sich aufgebürdet hat, ist für Kathrin Allendorff nur logisch. Perfektes Wetter und sie hätte just an diesem Tag geschlossen – undenkbar für sie. Allerdings führt sie akribisch Buch über die Gästezahlen, ob sich nicht doch ein Wochentag mit geringerer Resonanz herauskristallisiert, der im kommenden Jahr als Ruhetag dienen könnte. Im Moment sieht es nicht danach aus.
Jens Etzelsberger